Durch das Herzen der Bretagne zur Normandie

Durch das Herzen der Bretagne zur Normandie

9. Juni 2023 3 Von Andreas

Es ist hügeliger geworden. Schon an der Küste auf dem Weg nach Nantes gings immer wieder hoch und runter und wir haben jedes Kilo im Gepäck gespürt. Wir hatten aber auch immer wieder herrliche Ausblicke auf die felsige Küste, die die Mühe wert war.

Als wir Nantes näher kamen waren wir nach Vororten und Industrieanlagen plötzlich in einer revitalisierten Gegend mit einigen Restaurants. Da es Mittageszeit war entschlossen wir uns kurzerhand dazu ein Galette zu essen. Dabei bemerkten wir die Fähren, die direkt nach Nantes fuhren. Nach dem Essen nahmen wir also solch eine Fähre, ganz wie wir sie aus Hamburg kennen und landeten mitten in Nantes.

Beim Aussteigen wurden wir, wie recht häufig, angesprochen, wie bepackt wir sind (ja, haben wir auch schon bemerkt) woher und wohin des Weges, sind auch häufige Fragen. Wir erwiedern, dass wir uns Nantes etwas ansehen wollten und wo denn die Kathedrale sei. Na ja, war die Antwort, die Kathedrale ist wie viele Andere auch, viel spannender und besser wäre es, sich das ehemalige Werftgelände anzusehen, dort wäre ein mechanischer überlebensgroßer Elefant. Wir bedanken uns für den HInweis und, neugierig geworden, nehmen den Vorschlag auf, fahren zur dem Werftgelände. Ein mehrstöckiges Karussel mit Kreaturen aus dem Ozean war dort, aber kein Elefant. Es gab zwar reichlich Hinweisschilder, es sollte ein sich bewegender Elefant sein. Nun, wahrschienlich war er in Wartung oder hatte Pause, zu sehen war er allerdings nicht.

Ab Nantes nahmen wir den Nantes-Brest Kanal, der Euro-Veloroute 1 folgend. Wieder ein Kanal, dafür weniger Steigung. Und dieser Kanal hat uns begeistert, er war vielfältig in den Ausblicken und Landschaft, es gab mehr Bäume und dadurch mehr Schatten und war weniger befahren, also von Radreisenden. Anfangs waren gar keine Boote dort unterwegs. Jede kleinere Stadt, durch die wir kamen, war eine Mittelalterstadt, mal mehr, mal weniger Touristisch.

Überraschungen gab es auch, plötzlich ein altes Fabrikgelände, das von einer lokalen Initiative für Kunstveranstaltungen hergerichtet worden war mit einem beeindruckenden Aussichtsturm, den ein russischer Künstler mit den Menschen vor Ort über drei Jahre gebaut hatte.

Um weiter in Richtung Cherbourg zu kommen, müssen wir den Kanal verlassen und folgen nun der regionalen Veloroute 8, wie sich herausstellt auch wieder an einem kleinen Kanal entlang. Wie wir später erfahren von Männern, Frauen und Kindern im 17 Jahrhundert gebaut.

Diesmal führt uns der Weg entlang der Bergrücken durch die Landschaft mitten durch die ländliche Bretagne. Wir kommen kaum durch Dörfer und damit auch nicht an Wasserstellen vorbei. In einem Dorf etwas abseits unserer Route ist eine Wasserstelle verzeichnet und da unser Wasser fast ausgetrunken ist, beschließen wir ins Dorf zu fahren und unsere Wasservorräte aufzufüllen. 2 km steht auf dem Schild, steil Bergauf. An einem Stichweg halten wir an, dort ist auch ein Haus, bekämen wir dort Wasser, würden wir uns den Berg ersparen. Tatsächlich sind dort Menschen, die sich draußen bewegen, also fahren wir hin. Und natürlich dürfen wir unsere Flaschen auffüllen. Die Szenerie ist wie aus einem Film. Es ist ein luxeriöses Ferienhaus und eine Gruppe Frauen macht dort gerade Urlaub, die Hälfte ist im Pool, die Anderen sitzen drum rum mit Drinks in den Händen. Natürlich wollen auch sie wissen, was wir machen und beglückwünschen uns zu unserer Tour und freuen sich, dass wir die Bretagne besonders schön finden.

Am späten Nachmittag kommen wir auf unserem Zeltplatz an, wir sind fast die einzigen dort. Noch erfreulicher ist, dass es einen See gibt, in dem wir baden können, was wir umgehend machen. Am Abend gibt es Galette in der einzigen Wirtschaft vor Ort, es waren bisher die Besten. Danach wandern wir auf die andere Seite des Sees und finden heraus, dass es ein Festival gab, leider war es schon Samstag zuende gegangen.

Zurück an der Küste ist es wieder deutlich belebter und wir folgen nun der Velomaritim, der Eurovelo 4. In einem Dorf kaufen wir Verpflegung ein. Während ich bei den Fahrrädern auf Silke warte werde ich von einem älteren Herren angesprochen, die bekannten Fragen. Er ist beeindruckt von den 2500 km, die wir inzwischen in Frankreich unterwegs sind und freut sich, dass wir so begeistert sind von diesem Land. Er will noch wissen, was wir von den Menschen halten. Sehr nett, kann ich nur sagen, zu seiner großen Freude.

Am Kap Fréhel machen wir einen Tag Pause, schauen uns eine alte Burg an und beobachten Trottellummen, Möwen, Kormorane und Tordalken auf ihrem Brutfelsen. Es tut gut mal einen Tag kein Fahrrad zu fahren und an der Küste entlang zu wandern.

Von dort fahren wir nach Saint Malo, das wir auf der Festungsmauer umrunden und bestaunen eine fahrbahre Fahrbahn, die weggefahren wird, um Schiffe in den Aussenhafen zu lassen. Weiter geht es zum Mont Saint Michele, den wir morgen besuchen.

Na gut, vielleicht waren wir nicht wirklich im Herzen der Bretagne, aber zumindest mitten drin und die Bretagne ist sicherlich nochmal eine Reise Wert. Und wie ich dem älteren Herren sagte, sogar mit unserer reichlichen Zeit können wir nicht Alles sehen und ständig fahren wir an Sehenswürdigkeiten vorbei. Aber zumindest sind sie und die Menschen ein Grund, zurück zu kommen.

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