
Auf zum Atlantik, Gegenwind, Kettenriss
Am 1. Mai haben wir uns wieder auf die Fahrräder geschwungen, ist ja schließlich Tag der Arbeit. Und Arbeit war es, aber dazu später mehr.

Es ist Zeit das Mittelmeer zu verlassen und Richtung Westen zum Atlantik zu fahren. Dazu folgen wir zunächst dem Canal Du Midi, der bis Bordeaux geht und entscheiden dann unterwegs, ob wir ab Carcasonne oder später eine Alternativroute nehmen.
Schon bei unserer ersten Kaffeepause (Café avec une pain aux chocolat) treffen wir andere Radreisende. Eine Familie mit drei kleinen Kindern etwa und eine Frau, die in Grenobel gestartet ist und auch zum Atlantik will. Wir tauschen uns über Allgemeines aus, wie ist der Weg, was wir bisher erlebt haben und wie die Pläne sind, wie es mit wild Zelten aussieht. Schließlich wollten wir das ja machen und haben es noch kein einziges Mal geschafft.

Bisher hatten wir nur sehr freundliche Begegnungen, meist sind sie nur recht kurz. Eine Begegnung ist mir noch im Kopf geblieben, es war noch an der Rôhne. Wir waren Abends noch in eine kleine Stadt geradelt, die uns auf dem Campingplatz als sehr sehenswert empfohlen worden war. Die Altstadt war wie ausgestorben, gerade eine Person mit Hund ist uns begegnet. Ein Palais wollten wir uns noch ansehen. Ein Hinweisschild weist den Weg und wir versuchen es auf dem Navi zu finden. Eine Gruppe von vier jungen Menschen kommt vorbei und fragt uns, ob sie uns helfen könnten. Offensichtlich waren sie sehr gut gelaunt, wohl mit Unterstützung von bestimmten Substanzen. Wir fragen sie nach dem Weg zu dem Palais, sie: „Welches Palais?“, „Na Euer berühmtes Palais, da ist doch ein Hinweisschild.“ „Keine Ahnung, hier gibt es ein Palais?“. Zumindest einer aus der Gruppe glaubte davon zu wissen und erklärte uns den Weg. Wir haben es zwar nicht gefunden, aber hatten zusammen eine gute Zeit und konnten gemeinsam lachen.
Der Weg am Canal du Midi entlang ist sehr holprig, steinig, schlecht, mit kurzen Ausnahmen. In Béziers bestaunen wir die sechs Schleusenkammern, die den Kanal auf 13,60 m hebt. Es ist schon skuriel am Wasser entlang zu fahren und gleichzeitig nach unten in die Weite der Landschaft zu sehen. Den ganzen Tag blicken wir auf Weinfelder. Selbst mit der Hilfe von euch Allen könnten wir den ganzen Wein bestimmt nicht trinken.








Und wir haben sehr kräftigen Gegenwind, der sich im laufe des Tages weiter steigert. In Böen soll er laut Vorhersage sogar bis zu 66 km/h haben. Und tatsächlich fühlt es sich an, wie auf Sylt am Strand und manche Böen bremsen uns auf weniger als 10 km/h herunter. Für 62 km brauchen wir knapp sieben Stunden. Entnervt und Erschöpf steuern wir einen Campingplatz in Bize-Minervois. Bei der Brückenauffahrt reißt plötzlich Silkes Kette. Zum Glück ist kein Verkehr und ihr passiert nichts. Wir können die Kette einsammeln und den letzten Kilometer meistern wir zusammen auch noch.
Auf dem Campingplatz will ich auch gleich die Kette reparieren, schließlich haben wir das entsprechende Werkzeug und Ersatzteile dabei. Ich hätte doch lieber meine Brille dafür aufziehen sollen, denn letzendlich trenne ich ein Glied zu viel aus der Kette, sie ist damit zu kurz.



Glücklicherweise gibt es im Nachbarort einen Fahrradladen, die jungen Männer kommen wohl auch vorbei zum reparieren, aber wir erreichen niemand mehr und müssen auf den nächsten Morgen warten. Leider haben sie aber nicht die richtige Kette bei sich im Laden, es gibt also zwei Möglichkeiten, sie fahren nach Narbonne und holen eine, was sehr teuer würde, oder wir machen das. Also müssen wir rausfinden, wie wir nach Narbonne kommen. Die Rezeptionistin auf dem Campingplatz ist sehr hilfreich und recherchiert. Es gibt einen Bus, den wir Mittags nehmen können und der auch tatsächlich am Spätnachmittag wieder zurück ins Dorf fährt. Auf geht es zum Abenteuer Narbonne. Wie sind begeistert, eine einfache Fahrkarte für etwa 45 min Busfahrt kostet gerade mal 1,20 €. In Narbonne finden wir recht schnell einen Fahrradladen und bekommen die entsprechende Kette. Und natürlich nutzen wir auch die Gelegenheit, und besichtigen auch Narbonne, 115 v. Chr. gegründet, von den Römern.











Am nächsten Morgen kommen die Jungs vom Fahrradladen vorbei und schnell ist die neue Kette montiert und wir können unsere Tour fortsetzen, Richtung Carcasonne.


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Hi pedaltreter
Looks like you are moving nicely forward. I hope you have time for some local specialities such as Cassoulet and Magret de canard ! Have a good ride.
Es ist immer wieder für mich eine Freude eure Geschichten
zu lesen und die wahnsinnigen Fotos.
Danke dafür.
Vielen Dank für die aufmunternden Worte. Es freut uns, dass unsere Geschichten und Bilder euch erfreuen.
wunderschöne Bilder. Narbonne hat sich gelohnt. Bei unserer Radreise nach Holland hatte ich auch einen Kettenriss und brauchte eine neue. Ist ja gut ausgegangen.
Ja, Ja, und ich sach noch: Ihr habt nichts zu verlieren außer eure Ketten :))
Schöner kann man einen Kettenriss kaum kommentieren. 🙂