
Adieu Kanal, Mallorca, Trägerbruch
Eingemümmelt im Schlafsack komme ich mal wieder ans Schreiben. Mit neuer Kette kommen wir mit einer Zwischenstation nach Carcassonne. Dort soll die angeblich am besten erhaltene Mittelalterstadt sein. Bevor wir sie besichtigen gönnen wir uns einen Kaffee auf dem Marktplatz. Dann erklimmen wir den Berg mit Burg und Mittelalterstadt und stürzen uns ins touristische Getümmel. In den engen Gässchen können wir mit viel Fantasie schon einen Hauch von Mittelalter spüren. Wir fanden die Kathedrale tatsächlich sehenswert mit den großen bunten Fenstern, angeblich die mit am schönsten der Welt.










Lange halten wir es in den Touristenmassen nicht aus und machen uns wieder auf dem Weg entlang dem Kanal Richtung Atlantik.
Auf einem Campingplatz bei einem Bauerhof treffen wir die Frau auf Grenobel wieder, die wir am Anfang des Canal du Midi schon getroffen hatten. Es ist ein erfreutes und herzliches Widersesehen und wir tauschen uns über mögliche Routen zum Umgehen von Toulouse aus, leider ist das nicht so einfach und so entscheiden wir uns doch weiter am Kanal zu fahren, was sehr idyllisch ist, trotz der teilweise miserablen Wegs über groben Schotter oder durch dicke Furchen. Vor der Stadt wird der Weg dann besser.






Wir steuern also einen Campingplatz vor Toulouse an, wie sich herausstellt, ist er in Hörweite der Autobahn und in der Einflugsschneise, Großstadtnähe eben.
Aber es hat auch sein Gutes durch die Stadt zu kommen. So können wir ein Fachgeschäft ansteuern und Nahtabdichter für unser Zelt kaufen, hilfreich, damit wir den Regen weiter draussen halten können. Die Sonne, guter Wegbelag und Rückenwind machen uns dann übermütig und wir schaffen unser zweiten 90 km an einem Tag. Im Rausch der Geschwindigkeit verpassen wir sogar unsere ersten 1000 Kilometer gebührend zu feiern.





Am späten Nachmittag kommen wir in Moissac an und zelten auf einem sehr schönen Campingplatz an der Tarn. Dunkle Wolken kündigen schon ein mögliches Gewitter an. Wie müssen dann im Zelt kochen, Gewitterkochen im Schutz des Vorzelts. Das Essen schmeckt trotzdem. Morgens schauen wir dann noch nach Moissac, wie sich herausstellt ist dort Markt (es ist Sonntag) und eine beeindruckende Abtei, die auf dem St. Jakopsweg liegt.











Weiter geht es am Kanal mit immer wieder schönen Ausblicken. Im kleinen Serinac sur Garonne, wieder ein Dorf mit Mittelalterkern, gefühlt ist halb Frankreich Mittelalter, steuern wir einen Campingplatz an, finden aber nur ein Bouletunier, bei dem dreiviertel des Dorfes versammelt ist. Wir stehen etwas verloren rum, werden aber schnell angesprochen und der Weg zur Campingwiese wird uns gezeigt. Auf die Frage, wo wir zahlen können erhalten wir die Antwort, dass die Dorfgemeinschaft zahlt, wir nehmen dankend an. Nach dem Tournier beobachten wir noch die Boule-Nachwuchsarbeit inklusive Trainingseinheiten.






Am nächsten Morgen machen wir einen kurzen Halt in Buzet-sur- Baize, für einen Kaffee und Einkäufe für das Mittagessen. Im Sparmarkt komme ich ins Gespräch mit der Verkäuferin, wir scherzen etwas, weil ich bestelle und Silke zahlt, bei ihnen in Frankreich wäre es anders herum. Sie will wissen, woher wir kommen: Allemagne, sage ich. Oh, sie war letztes Jahr, als erste Reise nach Covid in Mallorca, und da waren ja so viele Deutsche, die alle gesoffen hätten.
Es ist Zeit den Kanal zu verlassen, wir wollen südlich von Bordeaux den Atlantik erreichen. Über den Fahrradweg „Tour de Gironde“ geht es für uns nach Westen. Es ist ein sehr schöner Weg durch Wälder, auch Wirtschaftswälder, auf einer alten Bahntrasse. Der Tag war ziemlich nass mit viel Regen und Gegenwind. Schon am Morgen ist es mir schwer gefallen, aus dem warmen Schlafsack zu kriechen und mich aufzuraffen. Mittags machen wir glücklicherweise halt in Bazas und essen in einem Cafe, trocknen dabei etwas und wärmen und auf. Etwa 4km vor unserem angepeilten Zeltplatz gibt uns ein Unterstand Schutz vor einem Schauer. Als wir weiter wollen schleift das Hinterrad von Silkes Fahrrad. Eine nähere Untersuchung zeigt mir, das die Gepäckträgerstütze knapp über der unteren Befestigung gebrochen ist. Es hält zwar erstmal und wir schaffen die verbleibende Strecke, aber das muss repariert werden.

Bei der Anmeldung am Campingplatz frage ich gleich, ob es im Dorf eine Werkstatt gibt, die Schweißen kann. Die Dame antwortet mir, dass sie Fragen muss und dann zu unserem Platz kommt, um Bescheid zu geben. Wir bauen also das Zelt auf, tun dies und das. Ein Mann kommt auf und zu und fragt, ob wir Hilfe brauchen. Ich erkläre ihm die Situation. Zufällig kann er Schweißen und hat alles da, nur nicht, um Alluminium zu Schweißen. Er würde aber den Gepäckträger mitnehmen und eine Lösung finden. Er ist offensichtlich der Mann von der Damen am der Rezeption und beiden gehört wohl der Platz. In seiner Werkstatt bastelt er eine stabile Lösung zu und bald hat Silke einen reparieren Gepäckträger. Als ich Frage, was er dafür bekommt, lehnt er an und sagt er freut sich geholfen zu haben. Der Bruch hatte also auch sein Gutes.






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Hallo ihr beiden,
schön, immer mal in eurem Blog zu lesen. Ja, solche Situationen wie die mit dem Bruch-Helfer tun gut und sind Nahrung für die Seele.
Ja Andreas, wir vermissen dich natürlich sehr beim Fußball. Fit bleibst du aber ja.
Bin auch gerade geradelt, durch die Grafschaft Bentheim , eine sehr schöne Tour vorbei an Windmühlen, Wassermühlen, kleinen Dörfern mit eigenem Leben und ständig wurde ich gegrüßt – auch schön.
Ich wünsche euch alles Gute auf eurem Weg zum Atlantik.
Schöne Grüße, Olaf
Lieber Olaf, in der Tat sind das ganz besondere Begegnungen, die zuversichtlich machen und, wie du schreibst, Nahrung für die Seele.
Trainiert nur fleißig, damit ich euch nicht weglaufen 😉
Grüße auch an die Jungs.
Da habt ihr in den letzten Tagen aber viel gesehen und erlebt. Immer wieder passiert etwas unvorhergesehenes. Schön dass ihr einen Helfer gefunden habt. Ich wünsche euch schönes Wetter.
Danke für Deinen Beitrag. In der Tat sind genau solche unvorhergesehene Hilfen und Begegnungen besonders.